Anime Serien und Mangas - 8.Aufstand
 

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Allmählich hatte Yuki den Eindruck, dass sie eine Zeitreise durchmachte. Als sie das Haus Mond verließen stand vor dem Tor eine Kutsche.
Eine Kutsche. Yuki blieb sprachlos stehen und musste den Anblick erst einmal verdauen. Eine echte Kutsche. Mit Pferden. Also eine Pferdekutsche.
Sie wusste, dass sie sich dämlich benahm, aber zum Glück hörte keiner der anderen Vampire ihre mathematischen Gedanken. Ein bisschen simple Logik half ihr, dass sie nicht völlig an ihrem Verstand zweifelte. Seit wann besaß die Akademie eine Kutsche?Als sie die schnaubenden Pferde betrachtete, beschlich sie ein unheimliches Gefühl. Die Tiere waren riesig, um nicht zu sagen montrös. Ihre Rumpfhöhe war etwa einen Kopf größer als Kanames hochgewachsene Gestalt. Trotz der wachsenden Nervösität, trat Yuki neugierig näher. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und ihr Instinkt warnte sie zur Vorsicht. Sie sah vier Augenpaare in einem gespenstischen Rot glühen. Der Geruch der Tiere kam Yuki auch äußerst befremdlich vor, ganz anders als sie es kannte. Yuki hatte oft genug Reitunterricht gehabt, um zu wissen, wie ein Pferd roch. Im Gegensatz zu den Rossen des Reiterhofes neben der Cross Akademie, die den Duft von Heu, Stroh, Erde oder Haferflocken an sich hatten, verströmten diese schwarzen Pferde ein süßlich, verfaultes Aroma... Ihr schwarzes Fell schien das fahle Licht der Laternen, die über den Torflügeln befestigt waren, geradezu zu verschlucken, kein Fünkchen Helligkeit wurde reflektiert. Sie verschmolzen mit der Nacht.
Eins der Pferde, das vordere links eingespannte, wandte seinen Kopf herum und sah Yuki direkt in die Augen. Seine roten Augen schienen sie magisch anzuziehen und ihr etwas mitzuteilen. Es schnaubte leicht, schien die Nüstern zu blähen und sie zu rufen. In Zeitlupentempo ging Yuki darauf zu und streckte die Hand nach ihm aus, um es zu streicheln. Wenige Handbreit vor seinen Nüstern, schrieh das Tier plötzlich markerschütternd auf, entblößte weiße Schneidezähne und schnappte genau in dem Moment nach Yukis Hand, als jemand sie mit einem Ruck zurückzog. Auf ihren hohen Schuhen stolpernd, taumelte Yuki heftig gegen Kanames breite Brust.
„Fass die Tiere nicht an!“, befahl er mit schneidender Stimme und seine Arme hielten sie fest umschlungen. „Sie sind sehr gefährlich.“
Tat er nur so oder war die Erleichterung in seiner Stimme echt?
„Onii-sama, aber-aber, das sind doch nur Pferde...“, sagte sie atemlos und wusste nicht, dass sie die Luft angehalten hatte. Teils war auch diese enge Korsage daran schuld, an die sie sich immer noch nicht gewöhnt hatte. Sie versuchte die Verschnürung vor der Brust zu lockern, doch mit ihren ellenbogenlangen Spitzenhandschuhen kam sie nicht weit.
Ich habe es wieder getan..., dachte sie reuevoll. Ehe ich darüber nachdenke, nenne ich ihn so... Ich kenne diesen Mann wirklich.
Das trügerische letzte bisschen Hoffnung zeigte ihr seine Falschheit. Gib es einfach auf., flüsterte ihr eine zweite Stimme innerlich zu.
„Normale Tiere scheuen unseren Geruch und könnten niemals eine Kutsche voller Vampire ziehen, Yuki. Diese Tiere sind alles andere als nur Pferde.“, sagte er mit Nachdruck und sie musste ihm glauben. Der Hengst, der nach ihr geschnappt hatte, scharrte frustriert schnaubend mit seinen schwarzen Vorderhufen und sah Kaname feindselig an. Die Lippen seines Maules schienen zu einem höhnischen Grinsen verzogen zu sein.
Alles bestimmt nur Einbildung., redete Yuki sich ein. Dennoch kam ihr das Tier vor, als wäre es enttäuscht, dass ihm sein Abendbrot durch die Lappen gegangen war.
„Onii-sama.“ Sie befreite sich aus Kanames Umarmung und trat einige Schritte sowohl von ihm als auch von dem Rappen weg. Kaname schien ihr gar nicht zuzuhören. Eine vermummte Gestalt mit auffälliger Größe trat auf ihn zu und schlug die Kapuze seines schwarzen, langen Mantels zurück.
Akatsuki-Senpai, erkannte Yuki an den Schemen seines zerzausten Haares. Seine Augen glühten rötlich. Unheimlich. Yuki unterdrückte ein Schaudern, was ihr schlecht gelang.
„Du frierst?“, missverstand Kaname sie und stand wie aus dem Boden gewachsen vor ihr. Oh Gott!!!, schrieh sie innerlich auf und wäre vor Schreck beinahe zurückgesprungen.
„Deswegen habe ich ein Geschenk an dich. Es wird noch seine Zeit dauern, bis dein Körper lernt Kälte zu ignorieren. Anscheinend sind einige Organismen in dir sind noch lebendig.“
So ein Blödsinn., dachte sie verächtlich. Ich spüre gar nichts. Mein Körper ist kalt wie gefrorenes Eis.
In seinen Händen hielt Kaname ein Paket, welches in dunklem Stoff gewickelt war. Mit einem galanten Lächeln, was durch und durch zärtlich war, packte er es aus und ließ die Hülle achtlos zu Boden fallen. Es war ein weißer Mantel, nein eigentlich ein Cape aus weichem Wildlederstoff. Er war innen mit weißem, unendlich weichem Pelz gefüttert und gerändert. Kaname legte Yuki das Cape sachte um die bloßen Schultern, als folge er einer heiligen Zeremonie und verschloss es vor ihrer Brust mit einer silbernen, Edelstein besetzten Schnalle. Es reichte ihr bis zu den Hüften und fühlte sich herrlich auf ihrer Haut an.
Komisch, wieso kann ich dieses Pelz spüren, aber nicht die kalte Luft, die mich umgibt?, fragte sie sich. Sie empfand genausowenig Wärme, die ein Mantel normalerweise erzeugen sollte. Sie war einfach nur kalt.
„Danke.“, sagte sie aus reiner Höflichkeit. Seine weiß behandschuhte, große Hand hob ihr Kinn leicht an und er hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Seine Lippen waren kalt, aber weich. Zu ihrer Überraschung sagte er nichts darauf. Sie spürte, wie Wärme sie erfüllte und eine alte, nicht erloschene Zuneigung zu ihm aufkam. Die Erinnerung an die Intimitäten mit ihm kamen ihr plötzlich nicht mehr so abstoßend vor.
„Verzeiht die Verspätung, Kaname-sama.“, kam Rukas leicht atemlose, hohe Stimme hinter ihr und unterbrach die wachsende Trausamkeit zwischen ihnen. Als Yuki sich zu ihr umdrehte, schnappte sie überrascht nach Luft.
Rukas Abendkleid war ein Traum aus gold-rosé und glänzendem Spitzenstoff. Ihr gertenschlanke Figur wurde durch den maßgeschneiderten Schnitt bis zur Hüfte herab betont. Die Träger lagen faltenlos an und führten hinter ihrem Nacken zusammen, sodass der Ausschnitt in einer V-Form mündete. Unterhalb des Ausschnittes war in den Stoff etwas gold Glitzerndes in einer Rautenform eingearbeitet und wirkte wie eine Brosche. Um ihre Hüfte waren ebenso dezente, gold glitzernde Schnüre eingenäht und sahen aus wie Bauchgürtel. Unterhalb der Hüfte floß das Kleid bis zu ihren Fersen herab und endeten in einer Schleppe. Die goldene Riemchenschuhe mit hohen, dünnen Absätzen machten sie noch größer, als sie sowieso schon war. Neben ihr kam sich Yuki klein und mickrig vor. Als Schmuck trug sie matte, schwarze ornamentale Ohrringe, die fingerlang waren, und ein dazugehöriges breiteres Armband. Ihre langen goldblonden Haare hatte sie zu einer aufwendigen, komplizierten Frisur hoch gesteckt und mit schwarzen Broschen in Schmetterlingsformen dekoriert.
Zu Rukas großer Enttäuschung streifte Kaname ihre atemberaubende Erschneinung nur mit einem kurzen Blick und bestieg mit Yuki am Arm die Kutsche. Aido Hanabusa befand sich bereits zu Yukis weiteren Schreck darinnen und begrüßte Kaname mit respektvoller Anrede, wobei er Yuki völlig ignorierte.
Sobald die Türen sich geschlossen hatten, fuhr der Wagen los.
Weil niemand sie daran hinderte, hob Yuki den Vorhang beiseite und sah aus dem Fenster heraus. Obwohl draußen vollkommene Finsternis herrschte, konnte sie mit ihrem verschärften neuen Sehsinn die Bäume klar und deutlich erkennen. Es war anders als am hellichten Tag, aber sie konnte tatsächlich sogar die gesprungene Rinde erkennen.
So gesehen, büße ich wenig ein, wenn ich das Tageslicht nie wieder sehe., dachte sie trocken.
Die Eisen beschlagenen Hufe der Pferde verursachten bei jedem ihrer Schritte ein vielstimmiges, metallisches Klack-Klack. Darüber hinaus vernahm Yuki noch unzählige andere, aber undefinierbare Geräusche aus der Schwärze, die sie durchquerten. Das Huhlen eines Kauzes, Vogelgezwitscher, das Flattern von Flügeln, das Knistern auf dem Waldboden, alles schien zu leben.
Wo fahren wir hin?, fragte sie sich. Es war seltsam, aber das Gefühl von Angst kam ihr mit einem Mal fremd vor. Sie konnte sich erinnern, dass sie Furcht vor der Dunkelheit gehabt hatte und oftmals nachts nicht alleine einschlafen konnte. Diese menschliche Furcht, die sie bisher verspürt hatte, war verschwunden. Sie fühlte eine selbstbewusste Stärke in sich, die diese einfach verdrängte. Das Wissen um ihre physische Überlegenheit gegenüber jedem anderen Wesen machte sie instinktiv selbstsicher. Dagegen war diese Furcht vor Kaname, die er in ihr erzeugen konnte, etwas anderes. Es war vielmehr eine Beklemmung sich nicht gegen ihn behaupten zu können und den Kürzeren ziehen zu müssen als keine wirkliche Angst. Es ähnelte mehr einem aufgestauten Frust und die Erkenntnis gegen ihn zu verlieren. Das war der Unterschied zu diesem menschlichen Empfinden, wie sie erkannte.
Mein Gott, kann dieses Mädchen nicht einmal still halten?, fragte sich Ruka verärgert, als Yuki zum wiederholten Male eine Bewegung machte und ein Rascheln ihres Kleides verursachte. Die drei Vampire saßen reglos da wie steinerne Statuen. Einzig das sanfte Schaukeln und Rucken der Kutsche brachte ihre Körper dazu sich ein wenig zu wiegen. Aido Gestalt war in die Ecke des Sitzes gedrängt, er schien zu schlafen. Kaname saß mit kerzengeraden Rücken und undurchdringlicher Mimik da und schien durch sie hindurchzusehen.

Yuki hattes jegliches Zeitgefühl verloren, aber sie hatte nicht das Gefühl, als wären sie recht lange unterwegs gewesen, als die Kutsche zum stehen kam. Draußen hörte sie eine Stimme „Brrrrr!“ zischen und darauf folgende widerspenstige Laute der Zugpferde. Die Tür wurde lautlos von Kain Akatsuki aufgemacht und Kaname stieg als erster aus. Er stütze Yuki mit seinem Arm, als sie versuchte so elegant wie möglich die kleinen Stufen herabzusteigen und dabei den unteren Teil ihres Kleides in einem Stück mitzunehmen.
Hoffentlich kommt da kein Riss rein., sorgte sie sich unwillkürlich. Halt, was denke ich da. Hoffentlich doch! Aber blamieren will ich mich neben der Göttin trotzdem nicht., musste sie sich mit einem Seitenblick auf Ruka eingestehen. Diese brauchte keinerlei Kavalierhilfe, um mit vollendeter Grazie auszusteigen.
Sie befanden sich auf einem freien Platz mit festgestampften Erdboden. Es war ein rundes natürliches Medallion in einem Wald aus dunklen, nackten Bäumen bar jeden Laubes. Bedrohlich ragten die klauenartigen Äste der Bäume über ihren Köpfen auf. Der Mond war hinter einer einzelnen Wolke verschwunden, die ihn aber nicht daran hinderte die Erde mit seinen milchigen Strahlen zu bescheinen. Zwei Gestalten, die in langen, schwarzen Mänteln eingehüllt waren, nahmen sich der Pferde an. In einem gehörigen Abstand führten sie sie mitsamt der Kutsche zum Rand des Waldmedallions, um sie neben anderen Kutschen zum Stehen zu bringen. Yuki konnte anhand ihrer Präsenz spüren, dass die beiden Gestalten nicht menschlich waren. Plötzlich stach ihr ein anderer Geruch scharf in die Nase. Sie erkannte es sofort: Blut und frisches Fleisch. Wildfleich. Ehe Kaname seinen Arme um sie legte und weiterführte, warf sie einen Blick über die Schulter zu den Pferden. Die beiden Gestalten standen mit ausgestreckten Armen vor den Tieren und hielten ihnen einen Eimer hin, dessen Inhalt diesen Duft von süßlichen Frischfleisch verströmte. Die Tiere versenkten gierig ihre Mäuler in den Behältern und begannen geräuschvoll zu kauen. Die starke Blutfahne, die zu den Vampiren herüberwehte, verursachte ein Kitzeln in Yukis Kehle. Ein ihr noch ungewohnt animalischer Durst begann sich darin zu regen und das Kitzeln weitete sich zu einem heißen Jucken aus.
„Onii-sama, ich...“, begann sie, doch Kaname zog sie mehr oder weniger nachdrücklich bereits weiter. Sie schritten wenige Meter über einen mit Laub bedeckten Boden, ehe kurz darauf ein aufgerollter, roter Teppichboden begann und einen Weg durch den Wald aus dem Platz heraus aufzeigte. Laternen, die auf hohen Stangen in den Boden gesteckt waren, säumten den Teppichboden und bildeten eine Lichterstraße. Nötig war es sicherlich nicht, denn nur herabgebrannte Kerzen flackerten hinter der gläsernen Laternenfassung. Hier wurde Yuki abermals von ihren übernatürlich scharfen Sehvermögen überrascht. Schon von weiten sah sie die Villa am Ende des Pfades aufragen. Doch der jetzt brennende Durst in ihrer Kehle verdrängte ihr Erstaunen und ihre Fingernägel bohrten sich in seinen Oberarm. Sie sah Kaname mit weit aufgerissenen Augen an und ihr Körper verkrampfte sich. Er zog sie mehr als sie selbst ging.
„Yuki...“ Er stockte, als er ihre roten Pupillen leuchten und die Reißzähne hinter ihren rosafarbenen Lippen hervorblitzen sah. Sie rang nach Luft, bemühte sich den Drang zu widerstehen.
Verdammt!, dachte er. Sie ist noch zu jung, um frischem Blutgeruch zu widerstehen! Er spürte ihre Fingernägel mehr als deutlich, wie eine Greifzange.
„Warte noch ein wenig. Ich erlöse dich gleich.“, flüsterte er ihr zu und drückte sie fest an sich.
Das ist leichter gesagt als getan!, dachte Yuki und biss die Zähne zusammen. Leider gelang das nicht, weil etwas Spitzes verhinderte, dass die Schneidezähne zusammentrafen. Stattdessen bohrte sie sich mit einem scharfen Eckzahn selbst ins Fleisch. Durst! Ich werd wahnsinnig vor Durst!
Kaname roch sofort Yukis Blut und er war nicht der einzige. Jetzt wurde auch sein Verlangen danach geweckt. Es gelang ihm den Durst niederzukämpfen, doch Aido hatte weitaus weniger Selbstbeherrschung. Die Erinnerung an Yukis süßes Blut, welches er damals einmal von ihrer Hand abschlecken konnte, war zu stark, zu verlockend, zu köstlich. Jetzt war dieser Duft auch noch vermengt mit einer pulsierenden Macht, die ihm enorme neue Kräfte versprach, wenn er es in sich aufnahm. Seine Schritte lenkten ihn automatisch näher an sie heran. Würde Kaname ihn töten, wenn er sie packte und küsste, um diese machtvolle Essenz zu bekommen?
So weit kam es leider nicht.
Eine starke Hand legte sich gnadenlos um seinen Nacken und hielt ihn zurück.
„Kain...“, knurrte Aido und versuchte sich zu sträuben. Wortlos zog Kain seinen Cousin zurück und in einem gebührenden Abstand von Kaname, Yuki und Ruka folgten die beiden ihnen.
„Lass mich los!“, verlangte Aido mit zischender Stimme.
„Noch nicht.“ Kains Griff um dessen Nacken ließ keinen Grad an Härte nach. Es brauchte wenig Mühe von ihm und er könnte Aidos Genick brechen.

Die Fünf erklommen die Verandatreppe der Villa, deren Balustraden mit Fackeln erleuchtet waren. Der prachtvolle Bau war alt, sehr alt, denn die Fassade war grau und wirkte heruntergekommen. Abgestorbene Pflanzen rankten sich an seiner steinernden Oberfläche hoch. Vor dem hohen, breiten eisenbeschlagenen Tor hielten zuerst zwei steinerne Wasserspeierstatuen Wache. Vor dem Torflügeln selbst standen weitere zwei schwarz vermummte und bemäntelte Gestalten Wache.
„Kaname-sama.“, sagten beide mit einem hörbar respektvollen Ton und gingen in die Knie. „Ihr seid sicher angekommen. Wir werden sofort Meldung machen.“
Ehe das Auge es registrierte, war der eine schon verschwunden. Der andere pochte mit der Faust gegen das Tor, dass es widerhallte. Von innen wurden diese aufgezogen, lautlos, was bei dem schweren Holz eigentlich völlig unmöglich sein sollte. Unterdrücktes Gemurmel und schillerndes Gelächter kam ihnen aus dem Inneren der Villa entgegen, als sie eintraten. Von einem Balkon direkt hinter dem Eingangstor konnten die Fünf den gesamten Saal überblicken.
Ein Ball der Vampirgesellschaft also., dachte Yuki. Wie nett. Die High Society.
Kaname legte einen Arm auf ihre Hand, die sich an seinen angewinkelten Arm klammerte. Er lächelte ihr ermunternd zu.
„Dieser Abend gehört dir.“, hauchte er kaum hörbar, doch für ihre sensiblen Ohren deutlich genug. Wie auf ein Zeichen richteten sich aller Augen auf den Balkon, wo das Paar stand. Das Gemurmel schwoll sofort ab und die Köpfe neigten sich.
Kaname genoss die Aufmerksamkeit in vollen Zügen und führte Yuki gemächlich die runden Stufen zum Saal hinunter. Ruka, Aido, der wieder bei Sinnen war, und Kain folgten in einigen Abstand.
Yuki kam gar nicht nach, all die schönen Gesichter zu betrachten, die sie umgaben und anstarrten. Das eine oder andere kam ihr bekannt vor, war das nicht ein Schauspieler oder berühmter Musiker? Sie wusste es nicht genau. Und all diese Kleider, eins prachtvoller als das andere. Es war atemberaubend. Wenn nur nicht diese steinerne Mimik von jedem einzelnen wäre! Sie sahen aus, als trugen sie eine Maske. Die Damen knicksten elegant, als Kaname sie passierte, während die befrackten Männer sich verneugten.
Erst jetzt wurde Yuki bewusst, wie mächtig Kaname eigentlich wirklich sein musste. Sie war so von den vielen Eindrücken abgelenkt, dass über ihre eigenen Füße stolperte. Hätte Kaname sie nicht gehalten, wäre sie geradewegs nach vorne gestürzt. Aus der Menge drang ein Kichern an ihr Ohr und sie biss die Zähne zusammen. Kaname ließ sich mit keinem Muskelzucken anmerken, ob er böse darüber war. Er stütze sie nur fest und führte sie weiter zu zwei hochlehnigen, brokatbezogenen und geschnitzten Stühlen auf einem erhöhten Platz.
Wie zwei Throne..., dachte Yuki.

„Meine verehrten Freunde.“, sagte Kaname mit erhobener Stimme, die mühelos den Saal klangvoll erfüllte. „Ich freue mich über eure zahlreiche Anwesenheit. Dies ist ein glücklicher Tag für mich, denn endlich ist es soweit. Nach langer zehnjähriger Abwesenheit ist meine Frau Yuki zu mir zurückgekehrt, um ihren Platz neben mir einzunehmen.“
Ein überraschter Aufschrei ging durch die Gesellschaft, gefolgt von einem Raunen, das wie eine Welle in der Menge aufschwappte. Die Vampire warteten auf einen Nachsatz von dem Kaname, der nicht kam. Das war das Zeichen los zu tratschen.
„Dieses junge Ding?“, hörte Yuki von irgendwoher eine ungläubige Stimme zischen.
„Hast du gehört? Kuran hat er gesagt. Das muss also seine Schwester sein!“, kam es von woanders her.
„War doch klar, dass er nur in der Familie heiratet. Nicht besser als sein Vater.“, raunte eine männliche Stimme herablassend aus einer undefinierbaren Richtung.
„Zehn Jahre abwesend? Wo hat er sie eingesperrt, bis sie raus durfte?“, hörte sie wieder von woanders, gefolgt von einem Kichern.
Nur Freunde sind hier sicherlich nicht anwesend..., dachte Yuki und versuchte ein ausdrucksloses Gesicht zu bewahren.
„Guck mal, wie ihre Augen glühen. Sie ist bestimmt noch unkultiviert.“, kicherte eine andere weibliche, hohe Stimme.
Verdammt, ich kann sie alle hören!, fluchte Yuki und schlug die Wimpern nieder, um zu verhindern, dass man ihre Augen sehen konnte.
„Das war kurz und schmerzlos. Ich hasse lange Reden.“, flüsterte ihr Kaname ins Ohr und die Party nahm wieder ihren Gang auf. Er führte sie zu den beiden Sitzen und half ihr sich zu setzen.
Ihre Hals brannte wie Feuer. Kaname hob die Hand und ein Tablett mit Gläsern wurde ihm gebracht. Er reichte Yuki ein Glas mit einer dicklichen roten Flüssigkeit. Blut! Sie riss es ihm fast aus den Händen und stürzte es hinunter. Mehr!, verlangten ihre Augen und er gab ihr das nächste. Sie leerte insgesamt vier Gläser bis das Rot in ihren Augen nachließ und sie einigermaßen das Gefühl hatte, dass ihr Durst gelöscht war. Schmunzelnd wischte er ihr mit seinem blütenweißen Taschentuch, welches er aus seiner Jackentasche gezogen hatte, über den rechten Mundwinkel. Sein weißer Handschuh wurde mit einem roten Fleck gefärbt, aber es schien ihn nicht zu stören. Yuki kam nicht umhin von seiner Fürsorglichkeit gerührt zu sein. Wie konnte dieser Mann bisweilen gemein und grausam sein und dann wieder so zärtlich? Dieser Widerspruch verunsicherte sie zutiefst.
„Wir werden nicht lange bleiben.“, versprach er ihr. „Ich langweile mich auch zu Tode. Ruka.“
Die plötzlich adressierte hob überrascht den Kopf und ging vor ihm auf die Knie.
„Geh dich amüsieren.“ Er schenkte ihr eine winzige Andeutung eines Lächelns. „Du musst nicht die ganze Zeit an Yukis Seite sein. Ich passe auf sie auf.“
Widerstrebend entfernte sich Ruka und Yuki sah ihr nachdenklich hinterher, wie sie in der Menge verschwand. Die anderen Vampire schienen zu ihrer Erleichterung das Interesse an ihr verloren haben, denn keiner beachtete sie.
„Ich komme alleine zurecht. Du musst mir nicht die ganze Zeit Gesellschaft leisten.“, sagte sie an Kaname gewandt und sprach zum ersten Mal fast schon freundlich zu ihm. Er registrierte die Veränderung und ließ sich zu einem sichtbareren Lächeln verleiten.
Kaname-sama, es ist unvorsichtig, wenn Ihr zu offensichtlich Eure Zuneigung zu dem Mädchen zeigt., dachte sich Kain, der zusammen mit seinem Cousin Aido in einem Meter Abstand die Stühle wie Wachen flankierte, mit einem Seitenblick auf die beiden.
Kaname erhob sich nach einer Weile und mischte sich gefolgt von Kain ebenfalls unter die Gesellschaft. Ein freudiges Raunen erhob sich und es dauerte nicht lange, bis er umringt war von überirdisch schönen Damen.

Yuki lehnte sich erleichtert zurück und zog die kalte Luft tief ein.
Was?! Ein herber Geruch von getrockneten Lavendel...! Sie schreckte hoch und sah sich um. Aido, der offensichtlich weiterhin ein Auge auf sie haben sollte, sah sie misstrauisch von oben herab an. Als sie seinem Blick begegnete, gähnte er ungeniert und sah gelangweilt weg.
Er hasst meine Gegenwart offensichtlich., konstatierte Yuki. Naja, ich habe ihn wohl schon früher immer genervt.
Aber jetzt hatte sie wichtigeres im Sinn. Diese Präsenz... sie war ihr unheimlich vertraut. Es war... Sie drehte sich so unauffällig wie möglich in ihrem Stuhl um und warf einen Blick hinter die Stuhllehne, wo nach draußen ein Balkon führte. Obwohl sie nur einen Schatten wahrnahm, der kurz darauf aus ihrem Blickfeld verschwand, bestätigte er ihren Verdacht. Seine männliche Statur würde sie niemals vergessen! ZERO. Dieser Lavendelduft musste von dem Sträußchen herrühren, welches sie ihm einmal geschenkt hatte. Er musste es bei sich tragen, so wie sie es sich gewünscht hatte. Unerwartete Hoffnung regte sich in ihrer Brust und vor Freude hätte sie beinahe geweint.
Was macht er hier? Ihr Herz begann augenblicklich zu pochen, weil es nicht darauf gefasst gewesen war, ihn wieder zu treffen.
Ich will ihn sehen!, schrieh es in ihren Inneren. Ich muss mit ihm sprechen! Seine Wunden – er war verletzt!
Ihre Gedanken überschlugen sich und wurden zu einzigem Chaos. Aido-Senpais Augen waren geschlossen, er schien zu schlafen. Das war ihre Chance. So geräuschlos wie nur möglich erhob sie sich von dem Stuhl und verschwand.
Als sie hinaustrat, stellte sich der Balkon als Terrasse heraus, die sich rund um die Villa zog. Sie entfernte sich rasch von dem Festsaal und sah sich suchend um. Der Mondschein beschien alles mit seinem fahlen Licht, sodass es sogar für menschliche Augen hell genug wäre.
Wie finde ich ihn?, fragte sie sich nervös. Sie schloss die Augen und versuchte seine Präsenz aufzuspüren, während sie das Gebäude wieder durch eine geöffnete Tür betrat.
Er war hier.
Sie spürte es mit felsenfester Überzeugung. Ein metallisches Klick verriet ihr, dass sie recht hatte. Langsam drehte sie sich zu ihm herum und sah die Bloody Rose auf sich gerichtet.
„Zero.“ Ihre Stimme war atemlos vor Anspannung. Sehnsucht übermannte sie wie eine heiße Welle und ihr blieben die Worte im Halse stecken. Am liebsten hätte sie sich einfach in seine Arme geworfen.
„Ich habe die Erlaubnis jeden Vampir nieder zu schießen, der sich verdächtig von der Party entfernt.“, sagte er mit kalter Stimme.
„Zero.“, wiederholte sie. „Warum bist du hier? Was machst du?“
„Auf Befehl des Direktors und des Hunter-Rates bin ich hier als Guard abgestellt worden.“, antwortete er wahrheitsgemäß, aber in einem Ton, als würde er ablesen. Sie schwieg einen kurzen Moment, ehe sie beschloss direkt zu sein:
„Ich bin es, Yuki.“
Was ist nur los mit ihm? Warum ist er so bedrohlich?, fragte sie sich gleichzeitig.
„Du siehst aus wie sie, aber alles, was ich von dir spüren kann, ist die arrogante Aura eines Reinblüters. Ekelerregend.“, kam es nahezu hasserfüllt zurück. Seine Worte taten weh, furchtbar weh.
„Zero bitte... Ich wollte dich so sehen. Ich will-“
„Hör auf zu faseln. Geh wieder zurück zu deinem Blutsaugerpack.“, unterbrach er sie kühl. Sie starten sich wortlos an. Yuki konnte es einfach nicht fassen, dass er sie so behandelte.
„Wird's bald?“, kam es aggressiv von ihm, als sie sich nicht rührte. VERSCHWINDE!!!, hätte er am liebsten geschrieen, denn mit jeder Sekunde, die er sie länger ansah, drohte seine Kaltfront niederzubrechen. Zero war hin und her gerissen zwischen seiner Sehnsucht nach dem Mädchen, das er liebte, und seiner Abneigung gegen das blutsaugende Monster, welches sie geworden war. Als er sie in der Halle hatte auftauchen sehen, an der Seite dieses Bastard, hatte er geglaubt, sein Herz bliebe stehen. Der Direktor hatte ihm die Wahrheit über Yukis Vergangenheit und ihre Verbindung mit dem Reinblüter gesagt, doch sein Herz hatte es nicht akzeptieren wollen. Nun drohte es jede Sekunde vor Schmerz zu zerspringen, als sie ihn flehend ansah. Er hatte geglaubt vor Sorge um sie umzukommen, als Kaname sie vor seinen Augen entführt hatte. Hätte der Direktor ihn nicht an das Bett gefesselt und sein Meister ihm nicht eine Pistole an die Schläfe gehalten, dann hätte er sich längst auf die Suche nach ihr gemacht. Jetzt erschien es ihm wie eine grausame Folter sie nur wenige Schritte vor sich stehen zu sehen und nicht in die Arme nehmen zu können. Sie war nicht mehr dieselbe, das sagte ihm alle seine fünf Sinne. Er durfte sich von ihr nicht beirren lassen!
Yuki schluckte, als sie sein entschlossenes Gesicht sah. Er hatte eine unüberwindliche Mauer zwischen ihnen errichtet und sie erkannte, dass ihre Bitten nicht weiterhalfen. Sie musste die Situation so annehmen, wie sie war.
„Zero, ich-“
„Hast du gedacht, wenn wir miteinander reden, dass wird alles wieder gut? Hast du gedacht, alles wird wie vorher?“, kam es gepresst von ihm. Eigentlich hatte er sich felsenfest vorgenommen, keine unnötigen Worte mit ihr zu wechseln, aber er konnte nicht mehr an sich halten. Dieser Druck in ihm wollte mit aller Macht gegen seinen Willen hinaus. Trotz seines offensichtlichen Hohns in der Stimme, hörte Yuki den Schmerz und dahinter. Er litt genauso sehr wie sie. Wahrscheinlich sogar noch mehr. Er hatte ihr damals gesagt, dass er niemals zulassen würde, dass sie ein Vampir werde. Und wenn es sein Leben kosten würde sie zu beschützen. Er stand unter Qualen. Sie machten einen Schritt auf ihn zu, doch er schrie sie an:
„Bleib, wo du bist! Rühr dich nicht von der Stelle oder ich bring dich auf der Stelle um!“ Verflucht, seine Stimme begann zu zittern. Er hatte sich nicht mehr richtig unter Kontrolle. Seine Emotionen drohten ihn zu überwältigen, sodass seine Hand am Abzug zuckte. Es hat keine Zweck Yuki! Du bist nicht mehr!, rief er ihr lautlos entgegen.
„Du hast Recht, Zero.“, sagte sie mit äußerster Ruhe und reckte herausfordernd das Kinn. „Ich bin nicht mehr die alte Yuki. Der vampirische Teil in mir hat den menschlichen aufgefressen.“ Ein trauriges Lächeln über das Unwiderrufliche schlich sich auf ihre Lippen.
„Ich sagte, du sollst gehen.“, befahl er erneut und sie sah ihn leicht Schwanken. Bitte geh! Verdammt noch mal, geh!, flehte er lautlos. Seine mühsam aufrechterhaltene Distanz zu ihr begann zu bröckeln.
„Du kannst mich nicht töten.“, sagte sie selbstsicherer als sie sich fühlte und trat einen weiteren Schritt auf ihn zu. Seine Miene wurde starr und sie sah, wie er einen harten Kampf mit sich focht.
„RRRRRAAAAAAAHHHHHH!!!“, schrie er in seiner inneren Qual auf, die zur puren Verzweiflung wurde, und drückte ab. Sie hatte es kommen sehen und war bereits auf ihn zugesprungen, schlug seinen Arme beiseite und riss ihn zu Bogen. Ihre kleinen Hände drückten ihn mühelos nieder und sie rammte ihm gewaltsam ihr Knie in die Brust. Instinktiv riss er die Bloody Rose hoch und presste ihr die Mündung hart an die Schläfe.
„DU KANNST MICH NICHT TÖTEN!!!“, wiederholte sie aus ganzer Kehle und musste aufschluchzen. Mit weit aufgerissenen Augen sah er sie an, wehrte sich gegen dieses Gefühl für sie, welches er empfunden hatte und immernoch empfand. Ihre Tränen tropften auf sein Gesicht und brachten seine Entschlossenheit wie ein Kartenhaus zum einstürzen.
„Es ist wahr, ich bin nicht mehr Yuki! Aber ich liebe dich! Warum ist das so? Kannst du mir vielleicht DAS erklären? Es tut so weh ohne dich zu sein! Kannst du das nicht begreifen?“, schluchzte sie und ihre Finger krallten sich in sein Hemd, rissen ihn hoch, dass der Stoff nachgab.
„Lass-mich.“, kam es nur lahm von ihm zurück und er versuchte sie von sich herunter zu schieben. Es fiel ihm immer schwerer die Waffe auf sie zu richten.
„Ich kann nicht!“, widersprach sie heftig, mit tränennassem Gesicht. „Lass mich nicht allein! Bitte!“ Schluchzer verzerrten ihre Stimme.
Die Bloody Rose fiel mit einem lauten Klirren zu Boden, Zero hatte nicht mehr die Kraft sie zu halten. Seine Arme umschlangen sie und drückten sie fest an sich.
„Ich kann dich nicht töten.“, kam es mit unterdrückter Stimme von ihm und er war ebenso kurz davor zu weinen. Dieser Schmerz in seiner Brust wollte ihn in Stücke reißen. Sie hielten sich fest umklammert und wollten einander nie wieder loszulassen. Sie schluchzte an seiner Schulter, während er nicht aufhörte ihr Haar zu streicheln. Das ihre Frisur sich dabei auflöste störte keinen von beiden, am wenigsten Yuki. Sie drückte ihre Lippen in seine Halsbeuge und glaubte sich an seine Wärme zu erinnern, die er besessen hatte. Jetzt war ihrer beider Körper kalt, dennoch empfanden sie eine tiefsitzende Wärme in ihrem Inneren. Die fehlende menschliche Wärme an ihr tat ihm noch mehr weh, er wollte seine Trauer hinausschreien, auch wenn es nichts genutzt hätte.
„Kaname, du Bastard...“ murmelte Zero hinter zusammen gebissenen Zähnen. Er hatte sie ihm weggenommen. Sie war ebenso zu diesem blutigen Pfad verdammt wie er selbst. Und das schlimmste war, er war so hilflos dagegen wie eine winzige Ameise gegen einen Stein, der auf sie herabfiel.
Nach einer Weile, die einer Ewigkeit glich, hörten Yukis Schultern auf zu zittern und ihr Schluchzen ließ nach. Sie lockerte ihre Umarmung, brachte Abstand zwischen ihre Gesichter und sah ihn an.
„Wie geht es dir? Bist du schlimm verletzt?“, fragte sie ihre Stimme klärend.
„Ist schon alles wieder verheilt.“ Ihre Sorge veranlasste ihn zu einem winzigen Lächeln, dass er wie einen ersten Sonnenstrahl nach einem harten Winter empfand. Es kam ihm vor, als schlüge sein Herz weniger schmerzhaft gegen seinen Brustkorb. Die wenige Distanz zwischen ihnen war ihm schon zu viel und er zog sie wieder in seine Arme. Das Gefühl ihren Körper an seinen geschmiegt zu wissen, gab ihm Sicherheit, mehr noch Geborgenheit. Mehr wollte er in diesem Moment nicht. Alleine ihre Nähe befriedigte alle seine Bedürfnisse.
„Er hat mich einfach zu seiner Frau erklärt.“, sagte sie und biss sich auf die Lippen. „Ich... kann ihn nicht hassen. Er ist die einzige Verbindung zu meiner Vergangenheit. Aber ich will bei dir sein. Was sollen wir tun?“ Ihr Kinn auf seine Schulter gestützt, schniefte sie und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln.
„Ich weiß es nicht.“, sagte er wahrheitsgemäß, während er ihre Wiedervereinigung immer mehr genoss. „Ich bezweifle, dass er mich am Leben lassen wird, nachdem er dich jetzt hat.“
Ihre Augen weiteten sich erschrocken.
„Das werde ich niemals zulassen!“, sagte sie mit Nachdruck.
„Weder du noch ich haben ihm etwas entgegen zu setzen. Er ist mächtig, Yuki, sehr mächtig.“
„In seinen Adern fließt das gleiche reine Blut wie meins. Ich bin ihm ebenbürtig.“, behauptete sie entschlossen.
„Genau diese Arroganz hasse ich an Reinblütern.“ Betroffen biss er sich auf die Lippen, als ihm bewusst wurde, dass er sie beleidigt hatte. Sie ließ den Kopf hängen, um ihm nicht zu zweigen, dass sie verletzt war, dann schob sie seine Arme beiseite und richtete sich auf.
„Geh nicht.“, bat er rasch und es war ihm anzuhören, dass es ihm leid tat. Er richtete sich ebenfalls auf und hielt sie auf seinem Schoß sitzend zurück.
„Du musst mir Zeit geben, Yuki. Ich kann meine Überzeugungen nicht von Heute auf Morgen wegschmeißen.“
„Ich weiß.“, seufzte sie unglücklich. Nach einem Moment weiteren Schweigens, wollte sie sich ganz aus seiner Umarmung befreien. „Ich muss zurück, sonst wird er wütend. Ich bin ohne seine Erlaubnis einfach weggelaufen.“
„Das klingt, als hätte er dir schon weh getan.“, vermutete Zero bitter, die silberblonden Augenbrauen zornig verzogen. Dass sie darauf nicht einging, bestätigte seinen Verdacht.
„Dieser-“, wollte er losfluchen, als sie ihn unterbrach:
„Bitte nicht.“ Sie legte rasch einen behandschuhten Zeigefinger auf seinen Mund, um ihn am Sprechen zu hindern. Sie sahen sich in die Augen, die jegliches Licht verschluckten. Kein Mondlichtstrahl wurde daraus reflektiert. Dennoch liebte sie diesen violetten Schimmer seiner Augen. Langsam nahm er ihre Hand und küsste ihre Fingerspitzen zart. Ein Schauer überrollte ihren Körper. Das Verlangen nach gegenseitiger Berührung begann sich in beiden zu regen. Er zog sie an den Hüften näher an sich, der viele Stoff ihres Kleides bauschte sich zwischen ihnen auf. Seine Hand glitt unter ihr weiches Cape und strich über ihren nackten Rücken.
Sie hätte gerne gewusst, ob er sie in der ungewohnten Aufmachung schön fand, doch sie wusste, dass er keinen Sinn für so etwas hatte. Es war in dem Moment auch nicht wichtig. Er beugte sich zu ihr hinunter und sie kam ihm auf halben Weg entgegen. Ihre Lippen näherten sich zentimeterweise einander und Yuki schloss die Augen. Seine Hand wanderte zu ihrem Nacken hinauf und streichelte über ihren schlanken Hals. Seine Lippen streiften vorsichtig die ihren, pressten sich sanft darauf und genossen die Empfindungen, die ihre Berührung in ihm verursachte. Er wollte gerade intimer werden, als irgendetwas mit einem quiekenden Schrei gegen seinen Hinterkopf prallte.
„AH!“, entfuhr es ihm schmerzhaft, als er scharfe Krallen in seinem Haar spürte. Schützend warf er sich vor Yuki und sie rollten gemeinsam über den Boden. Instinktiv langte seine Rechte nach der Bloody Rose, die er zuvor fallen gelassen hatte. Er sah ein Paar rote Augen auf sich zu fliegen, begleitet von einem schrillen Fauchen. Ohne zu überlegen feuerte er eine Kugel ab.
„BAMM!“
Ein weiterer hoher animalischer Schrei ertönte und das getroffene Wesen stürzte zu Boden.
Was war das?, fragten sie sich beide. Zero rappelte sich eilig hoch und zog Yuki auf die Füße, die sich in ihrem Kleid verheddert hatte.
„Eine Fledermaus!“, stellte Yuki atemlos fest. Das Tier wand sich in Todesqual in einer abnormal verrenkten Körperhaltung und fauchte sie mit spitzen Zähnen an.

Kaname taumelte schmerzhaft gegen die Wand, als sein treuer Bote von der Kugel getroffen zu Boden stürzte. Seine linke Hand war überströmt von Blut, als hätte ihn der Schuss persönlich getroffen. Im Grunde genommen war das auch so, denn sein Bote war ein Teil seines Körpers. Ein Glück, dass er sich alleine in einem Gang befand, so bekam niemand aus dem Festsaal seine Verwundung mit. Der Duft von frischem Blut dürfte ihnen allerdings kaum entgehen.
„Yuki, du betrügst mich schon wieder.“, stieß er zwischen knirschenden Zähnen hervor. Wut und Enttäuschung wusch über ihn hinweg. Er rang nach Atem und drängte den pulsierenden Schmerz in der Hand zurück. Den Blutverlust konnte er verkraften, aber da sein Bote gestorben war, starb auch ein Teil von ihm. Er musste den Schmerz des Schusses ertragen, den das Tier empfand. Er schimpfte sich selbst einen Idioten, dass seine Wut ihn dazu verleitet hatte Zero auf der Stelle töten zu wollen. Instinktiv war sein Bote seinem Wunsch gefolgt und hatte dafür mit dem Leben bezahlt.
Plötzlich legte sich eine starke Hand auf seine Schulter. Ohne Nachzudenken packte er deren dreisten Besitzer zielsicher an der Kehle und schleuderte ihn rücklings gegen die Wand. Die blutende Hand tat seiner Kraft keinen Abbruch.
„Kaname!“, krächzte Kain und kämpfte gegen den Todesgriff an. Sekunden lang funkelten ihn Kanames Augen mörderisch an, dann ließ er von ihm ab.
„Du bist es...“, sagte er als käme er gerade erst zur Besinnung. Wieso war ich so nachlässig und habe mich überraschen lassen?, fragte er sich selbst. Yukis erneuter Verrat hatte seine Gedanken durcheinander gewirbelt. Seine Selbstbeherrschung war gleich Null.
„Was ist passiert?“, verlangte Kain zu wissen, als er Kanames Verwundung gewahrte.
„Nur eine Unachtsamkeit.“, sagte Kaname knapp und wischte seine Hand an seiner Jacke ab.
„Kaname-sama, Yuki-sama ist-“, wollte Kain informieren, doch Kaname winkte ab.
„Ich weiß.“
Augenblicklich ahnte Kain, wie Kaname zu seiner Verletzung gekommen war.
„Wer hat Euren Boten abgeschossen?“
„Wer, denkst du, hat es wohl getan?“, entgegnete Kaname mit einem zynischen Lächeln.
„Wisst ihr, wo sie ist?“, fragte Kain mit Anspannung angesichts Kanames finsterer Aura. Ohne zu antworten wandte sich Kaname ab und folgte dem Gang, entgegen gesetzt der Richtung des Saals.
„Geh zurück. Ich werde sie selbst holen.“, befahl er über die Schulter hinweg.
Sorgenvoll sah ihm Kain hinterher, bis er um die Ecke verschwand.
„Was soll ich da? Ich langweile mich zu Tode...“, murmelte er zu sich selbst und strich sich frustriert über die Haare.

„Wie kommt eine Fledermaus hierher?“ Yuki sah Zero an als hätte er eine Antwort parat. Dieser legte vorsichtshalber eine frische Kugel nach, nachdem er nun eine weniger hatte.
„Zero, was wirst du jetzt tun?“, fragte sie, trat vor ihn und schlang die Arme um ihn, weil sie plötzlich Angst hatte, er würde verschwinden. Statt einer Antwort hob er ruckartig den Kopf und horchte.
„Yuki, mach dich gefasst. Jemand kommt.“ Dieser Bastard., fügte er gedanklich hinzu.
„Wer?“ Ihre Frage erübrigte sich, als sie den süßlichen, ihr nur allzu bekannten Blutgeruch wahrnahm. Onii-sama! Und er ist verletzt?!, fuhr es ihr durch den Kopf. Im nächsten Moment wurde die Tür aufgerissen und er stand bereits vor ihnen.
„Yuki.“ Seine Stimme schnitt durch die Luft und beide fühlten, wie sich enorme Energien um seine Gestalt sammelte, bereit sie beide zu zerschmettern.
„Onii-sama, ich-“ Instinktiv stellte Yuki sich schützend vor Zero und eilte auf Kaname zu.
„Verzeih mir, ich habe mich davon geschlichen! Es war reiner Zufall, dass wir uns hier trafen! Ich hatte keine Ahnung, dass Zero hier war!“, sprudelte es aus ihr heraus und sie legte ihm die Hände auf die Brust, um, falls nötig, ihn zurückzuhalten.
„Deine Strafe kommt später, jetzt ist er erst dran.“ Kanames Stimme war ruhig, aber sie hörte seinen Zorn dahinter schwelen. Blitzschnell beugte er sich zu ihr herunter und küsste sie grob. „Geh zur Seite.“, befahl er, dann wandte er sich an Zero.
„Ich habe dir gesagt, was passiert, wenn du dich nicht von ihr fernhältst.“
„Onii-sama!“, kam es von Yuki doch keiner beachtete sie.
Zero zückte die Bloody Rose.
„Mit dem Spielzeug kannst du nichts gegen mich ausrichten.“, höhnte Kaname und trat einen Schritt auf ihn zu. Zero ließ sich nicht beirren, denn er erinnerte sich noch ziemlich genau daran, dass die Kugeln der Bloody Rose Kaname sehr wohl verletzen konnten. Vielleicht nicht töten, aber auf Abstand halten konnten sie ihn sicherlich.
„Weiß du, was ich am meisten hasse, Kiryuu-kun?“ Das Schweigen seines Opponenten störte ihn nicht. Er wollte sowieso seine verhasste Stimme nicht hören. „Marionetten, die aufständisch sind!“ Kaum hatte er das letzte Wort ausgesprochen, wurde er zu einem Schatten und sprang vor. Ein Schuss löste sich.
„BAMM!“
„NEIN!!!“, schrie Yuki gellend auf und warf sich instinktiv zwischen den beiden. Sie wusste nicht warum, ihr Körper handelte, ehe sie darüber nachdenken konnte.
„YUKI!!!“, schrieen Zero und Kaname gleichzeitig auf, als sie zu Boden stürzte.
Kaname war als erster an ihrer Seite.
„Fass sie nicht an!“, fauchte er Zero wütend an und beugte sich schützend vor sie. Zero riss seine Jacke von sich und stieß Kaname mit der Schulter beiseite. Dann presste er den Stoff auf Yukis Wunde. Sie war mitten in der Brust getroffen.
„Das heilt bald!“, sagte Kaname, seine Stimme klang aber unsicher. Verdammt! Ich weiß nicht, ob ihre Selbstheilungfähigkeit bereits vollkommend hergestellt ist. Noch dazu war das eine Kugel aus einer Hunter-Waffe! Wenn seine Sorge jetzt nicht ihr gelten würde, dann hätte er dem Hunter eigenhändig die Kehle aufgerissen.
„Onii-sama...“, stöhnte Yuki und spuckte Blut. Verdammt, wieso tut es so weh?, fragte sie sich und sammelte ihre Willenskraft. Ich bin doch ein Vampir...
„Zero...“ Sie sah die verschwommenen Gesichter beider Männer, die sie liebte. „Ich bin gleich wieder okay...“, versuchte sie zu sagen.
„Kaname!“
Zero und Kaname fuhren hoch. An der Tür standen Kain, Aido und Ruka. Die drei eilten auf sie zu.
„Oh Gott, was ist passiert?“, entfuhr es Ruka mit einem angeekelten Gesicht auf die blutüberströmte Yuki.
„Was ist?“, verlangte Kaname zu wissen.
„So ein gottverdammter Mist! Jetzt ist die Katastrophe komplett!“, fluchte Aido.
„Was meinst du?“, fragte Zero in schneidendem Ton.
„Kaname! Ein Aufstand!“, sagte Kain hastig. „Rido ist im Festsaal. Seine Anhänger aus der Gesellschaft haben sich sofort um ihn geschart. Die andere Hälfte ist auf Eurer Seite. Die beiden Parteien stehen kurz vor einem Kampf!“
„Wir sind außerdem umzingelt! Um die Villa herum hat sich der gesamte Stab der Hunter bewaffnet postiert. Sie wollen warten wir uns hier drinnen gegenseitig umbringen, dann schlachten sie die Überlebenden ab. Der Pakt zischen dem Hunter-Rat und unserem ist gebrochen!“
„Die haben sowieso schon immer darauf gespuckt gehabt, diese Heuchler!“, warf Ruka ein und überraschte die anderen mit ihrer derben Wortwahl. „Rido will Euch, Kaname-sama! Er hat Euer Blut gerochen und seine Leute losgeschickt!“
„Nein, ich bin nicht seine Beute...“, murmelte Kaname und beugte sich wieder über Yuki. Ihre Augen waren geschlossen, aber mit Erleichterung stellte er fest, dass ihre Wunde sich zu schließen begann. Ihr Atem ging schon weniger heftig. Er entledigte sich seiner blutbesudelten Handschuhe.
„Wir müssen sie in Sicherheit bringen. Kiryuu, du deckt uns den Rücken!“, befahl er.
„Was?“
„Willst du umsonst deinen Bruder getötet haben? Du müsstest jetzt stark genug sein, um ihn zu töten! Ich bringe Yuki derweil fort.“ Angesichts dieser Information starrten die anderen Vampire Zero ungläubig an. Dieser biss sich auf die Lippen, als die grausame Erinnerung an Ichirus letztes Opfer in ihm aufkam.
„Gut.“, sagte er widerwillig, weil das die sinnigste Lösung war.
„Es war ein Fehler gewesen, Rido seinen Körper wiederzugeben, Kaname-sama.“ Dieser Vorwurf kam nicht aus der Runde. Alle hoben die Köpfe und sahen zum Fenster.
„Ichijou!“, rief Aido als und brachte als einziger ein Grinsen Zustande. „Bist du wieder auf unserer Seite wie, du Verräter?“
Hinter Ichijou standen Shiki und Rima.
„Seid ihr auch wieder fit?“, fragte Kain. „Wie kommt ihr her?“
„Als wir Rido aufbrechen sahen, sind wir so schnell wie möglich hierher geeilt.“, erklärte Shiki und strich sich über sein wirres, fuchsrotes Haar.
„Wir sind an Eurer Seite, Kaname-sama.“, fügte Rima mit einer Verbeugung hinzu. „Befehlt.“
„Sie kommen.“, wieß Ruka alle darauf hin und horchte. „Yuki-samas Blut lockt sie an.“
„Seiren ist draußen, um Euch den Weg von hinten freizuschlagen.“, sagte Ichijou. „Wir müssen durch die Hunter durch.“
„Könnte der da nicht“ Aido deutete auf Zero. „mit ihnen reden und uns passieren lassen?“
„Vergiss es.“, knurrte der gemeinte. „Mich haben sie schon auf ihre Todesliste gesetzt. Ich bin ein Abtrünniger und noch dazu unzurechnungsfähig. Sie wollen mich lebenslang einsperren.“ Er strich Yuki sanft über die Stirn und sah Kaname fest in die Augen.
„Unser Kampf ist nur aufgeschoben, nicht aufgehoben, kapiert? Wenn ihr etwas zustößt, dann jage ich dich bis ans Ende dieser Welt, Blutsauger.“
„Spar dir deine Drohungen, sondern sieh zu, dass du sie aufhältst. Wenn sie hinter uns her kommen, dann ist das deine Schuld.“, versetzte Kaname und hob Yuki auf die Arme.
„Braucht er Verstärkung?“, fragte Shiki mit einem Seitenblick auf Zero.
„Nein.“, antwortete dieser.
„Wie du meinst. Auf Nimmerwiedersehen.“
„Wir brauchen leider jeden von uns, um durch die Hunterbarriere zu kommen.“, sagte Ichijou in einem entschuldigenden Ton zu Zero. „Ihre ganze Elite ist versammelt.“
„Macht das ihr endlich wegkommt!“, knurrte Zero und entlud die Bloody Rose.
„Mit deinen sechs Kugeln kommst du aber nicht weit.“, kommentierte Kain trocken.
„Wer sagt, dass ich mit Kugeln schießen werde?“, entgegnete Zero ruhig zurück.
Kaname war bereits mit Yuki auf dem Arm aus dem Raum und stand auf der Terrasse.
„Kiryuu.“, sagte er ohne sich umzudrehen. „Diese nichtsnutzigen Unterklasse-Vampire sind es nicht wert, dass sie dich umbringen dürfen. Diese Ehre gebührt mir. Sieh also zu, dass du zu unserem Kampf erscheinst.“
„Sicher.“, antwortete Zero mit einem grimmigen Lächeln.
Bis bald, meine Liebste., fügte er in Gedanken an Yuki hinzu. Diesmal ist er es, der dich rettet.

 
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